Interview mit unserem "Ost-Afrika-Experten"

Degol Woldegaber

Wir stellen vor: Degol Woldegaber. Er ist der innovative Kopf hinter DEJ Technology und ein leidenschaftlicher Verfechter der ostafrikanischen Techniktalente. Geboren in der Region, aber ausgebildet an deutschen Universitäten, ist Degols Geschichte eine Mischung aus zwei verschiedenen Welten. In unserem Gespräch gibt er uns einen Einblick in seinen Werdegang und erklärt, warum er die ostafrikanische Tech-Szene für einen Markt hält, den es zu erkunden lohnt.

Degol vor der "Source of the Nile Bridge"

Kannst du uns zunächst etwas über dich selbst und deine Rolle im Unternehmen erzählen?

Ich bin Degol Woldegaber, einer der Gründer von DEJ Technology. Ich komme ursprünglich aus Ostafrika, bin dort aufgewachsen und habe dort meinen ersten Abschluss gemacht. Erst zum Studieren bin ich nach Deutschland gezogen, daher kenne ich mich in der Region sehr gut aus. Nachdem ich in Deutschland studiert und gearbeitet habe, waren meine ostafrikanischen Wurzeln die Inspiration, etwas zu gründen, das diese beiden Aspekte miteinander verbindet.

Du hast erwähnt, dass  DEJ Technology eine große Anzahl von Softwareentwicklern aus Ostafrika beschäftigt. Wie kam es dazu und was hat das Unternehmen dazu bewogen, sich auf diese Region zu konzentrieren?

Ostafrika, und Afrika im Allgemeinen, ist ein sehr junger Kontinent. Das heißt, es gibt viele junge Hochschulabsolventen, die talentiert und qualifiziert sind, aber die Wirtschaftslage bietet ihnen nicht genug Möglichkeiten. In Europa ist das Gegenteil der Fall, so dass die Verbindung dieser beiden Kontinente eine ergänzende Partnerschaft darstellt. Der Technologiesektor ist sogar noch attraktiver für diese Art von Partnerschaften, da in Europa ein großer Bedarf besteht und in Ostafrika ein Überschuss an Talenten vorhanden ist.

Welche einzigartigen Fähigkeiten und Perspektiven bringen deiner Meinung nach Entwickler aus Ostafrika in die DEJ ein?

Der Antrieb, die Energie, die Lernbereitschaft und der Ehrgeiz sind etwas Einzigartiges, das wir bei ostafrikanischen Entwicklern sehen. Das könnte an verschiedenen Faktoren liegen, aber wir haben es im Laufe der Jahre sehr schätzen gelernt.

Entebbe, Uganda

Es klingt, als wenn du, der ursprünglich aus Eritrea stammt, eine entscheidende Rolle bei der Anwerbung dieser Entwickler spielst. Kannst du ein wenig über deine Strategie und Vorgehensweise erzählen?

Ich habe einige Jahre in Kenia und Uganda gelebt, was meiner Meinung nach eine größere Hilfe bei der Anwerbung neuer Entwickler aus dieser Region ist, als dass ich aus Eritrea stamme. Obwohl all diese Länder in Ostafrika liegen, sind die Kultur und Natur jedes Staates unterschiedlich. Ich bin in Äthiopien geboren, in Eritrea aufgewachsen, habe in Kenia und Uganda gelebt und war einige Male im Sudan und in Ruanda.

Hat dieser kulturelle Hintergrund deine Herangehensweise an Technologie oder Führung in irgendeiner Weise beeinflusst?

Der Kontakt mit verschiedenen Kulturen ist in jedem Bereich bereichernd, da man dadurch diverse Blickwinkel auf die Arbeit erhält. Die Technik ist insofern anders, als dass ein Großteil der Belegschaft vielfältig und multikulturell ist, und jede Art von Kontakt mit einer anderen Kultur ist äußerst hilfreich.

Was sind die größten Vorurteile bei der Suche nach Talenten aus Ostafrika, und wie lassen sich diese durch deine eigenen Erfahrungen ausräumen?

Die Rekrutierung von Tech-Talenten aus Ostafrika wird oft unterschätzt, da das Bild von Afrika im Westen generell anders ist. Afrika wird eher als rückständig, unterentwickelt und ungebildet angesehen. Aber ich glaube, dass, obwohl ich gerne noch statistische Beweise dafür hätte, einige Staaten in Ostafrika und Westafrika wahrscheinlich weltweit die meisten technischen Talente pro Kopf haben. Was sie brauchen, ist Anerkennung und die Möglichkeit, dies in ein fruchtbares Potenzial umzuwandeln.

Jonas und Degol mit unseren ostafrikanischen Entwicklern Joseph, Ronald, Walter, Cosma und Ian

Kannst du uns einige der Herausforderungen nennen, mit denen DEJ Technology bei der Rekrutierung von Mitarbeitern aus Ostafrika konfrontiert wurde, und wie habt ihr diese gelöst?

Eine der Herausforderungen bei der Rekrutierung von Mitarbeitern aus Ostafrika besteht darin, dass jeder Fall einzigartig ist und normalerweise separat betrachtet werden sollte. Das liegt an den unterschiedlichen Erfahrungen und Ausbildungen, die sie mitbringen. Lebensläufe allein reichen nicht aus, um sich ein Bild von den Bewerbern zu machen, sondern jeder Fall muss einzeln bewertet werden.

Kannst du uns ein Beispiel nennen, bei dem eine von eurem ostafrikanischen Team entwickelte Softwarelösung einen großen Einfluss auf das Unternehmen oder die Kund*innen hatte?

Die meisten unserer Kund*innen und Partner hatten einen sehr positiven Eindruck von unseren Entwicklern, und nicht nur das: In einigen Fällen wurden unsere Entwickler sogar ausgewählt, um eine entscheidende Taskforce zur Lösung kritischer Probleme zu leiten. Dies war ein großartiges Beispiel für das Qualitätsniveau, das wir mit unseren ostafrikanischen Entwicklern erreichen können.

Welche Art von Unterstützungsstruktur bietet DEJ Technology für diese internationalen Entwickler?

Zusätzlich zum technischen und Hardware-Support bieten wir auch Unterstützung im nicht-technischen Bereich, um die Kluft zu überbrücken, die zwischen dem Background unserer Entwickler und der Arbeitskultur in Deutschland bestehen kann. Der nicht-technische Support umfasst Aspekte, die in der alltäglichen Arbeitskultur und -ethik auftreten können, wie Pünktlichkeit, Reaktionsfähigkeit, Transparenz in der Kommunikation und allgemeine Probleme, die in der Teamarbeit auftreten können. Wenn man bedenkt, wie unterschiedlich die beiden kulturellen Normen sind, ist es äußerst wichtig, diese Unterstützung so früh wie möglich zu bieten.

Degol und Bisrat

Wie geht die DEJ mit den kulturellen Unterschieden um und gewährleistet eine effektive Kommunikation in einem so vielfältigen Team?

Wir haben einige Mechanismen installiert, die unseren Entwicklern helfen, sich an die kulturellen Unterschiede anzupassen. Wir haben zum Beispiel vierteljährliche Feedback- und Teamveranstaltungen, aber es ist ein laufender Lernprozess.

 

Wie siehst du die Zukunft der technischen Talente in Ostafrika und wie plant DEJ Technology, dieses Wachstum zu unterstützen?

Die Zukunft der Technologie in Ostafrika ist bereits da. Es gibt einen Überschuss an Talenten in Ostafrika, was wir brauchen, ist Akzeptanz und Anerkennung durch die großen Akteure in Europa. Sobald wir das haben, wird sich das sehr konstruktiv auf beide Wirtschaftsräume auswirken. Für Europa ist es eine Möglichkeit, den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften zu beheben, die benötigt werden, um Europa an die neue digitale Front zu führen. Für Afrika ist es eine enorme Quelle für Kapitalströme und eine Lösung für die derzeitige Arbeitslosigkeit, die junge Menschen aus Afrika vertreibt.

Welchen Rat würdest du abschließend anderen Unternehmen geben, die das technische Talent in Ostafrika entdecken wollen?

Das Wichtigste ist Vertrauen, Vertrauen in die Talente, die von dort kommen. Außerdem sollte man in ihre Soft Skills investieren, genauso wie in ihre technischen Fähigkeiten. Die meisten Schwierigkeiten, die auftreten können, liegen nicht auf der technischen, sondern auf der nichttechnischen Seite.

Zum ersten Mal gemeinsam in Nairobi, Kenia (2016)

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